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Nachruf Prof. Dr. med. Maurizio Podda

Die DGDC trauert zutiefst um einen wunderbaren Menschen, ein herausragendes Vorbild und eine wohl auf seine ganz einzigartige Weise strahlende Lichtgestalt.

Herr Prof. Dr. Maurizio Podda ist am 23. August 2025 für uns alle unfassbar verstorben. Von ungebrochenem Lebenswillen beflügelt, erlag er seiner mit bewundernswerter Disziplin ertragenen langjährigen Erkrankung. Wir verlieren mit ihm einen herausragenden Arzt, einen begnadeten Operateur, einen erfolgreicher Forscher, einen vom Nachwuchs verehrten Lehrer, vor allem aber einen unschätzbar wertvollen Kollegen und Freund.

Prof. Dr. med. Maurizio Podda

Prof. Dr. med. Maurizio Podda

 

Geboren am 13. Januar 1965 in Cuneo personifizierte er zahlreiche Tugenden und Eigenschaften, die ihn erkennbar als Italiener auswiesen. Hierzu gehörte zweifelsohne der gute Geschmack und ein ausgeprägter Sinn für die Ästhetik. Kennzeichnend war ebenso der Stolz auf seine Herkunft innerhalb Norditaliens und damit eine gewisse regionale Heimatverbundenheit zum Piemont mit all seinen kulturellen und kulinarischen Reichtümern und der landschaftlichen Schönheit.

Aufgewachsen ist er jedoch seit seinem vierten Lebensjahr größtenteils am Ufer des Mains in Frankfurt. Hier nahm auch die beruflich so erfolgreiche akademische Laufbahn mit dem im Jahre 1991 abgeschlossenen Studium der Humanmedizin an der J.W. Goethe-Universität ihren Anfang. Bereits früh zeigte er wissenschaftliches Interesse im Rahmen einer mit „summa cum laude“ ausgezeichneten Promotion zum Glukosestoffwechsel von Fettgewebezellen. Als AIP im Zentrum der Dermatologie des Frankfurter Universitätsklinikums begann er, sich mit dem Thema der u.a. bei Alterungsprozessen wichtigen freien Radikalen und deren Messung in der Haut zu beschäftigen. Sein damit verbundenes Interesse an reaktiven Sauerstoffspezies brachte ihn mit dem auf diesem Gebiet herausragenden Wissenschaftler Prof. Dr. Lester Packer zusammen. In dessen Forschungslabor im Department of Molecular and Cell Biology in Berkeley an der University of California arbeitete Herr Podda im Rahmen eines von den National Institutes of Health geförderten Projektes von 1993 bis 1995 und leitete als Principal Investigator Untersuchungen zu zellschädigenden Effekten und der protektiven Wirkung antioxidativer Substanzen am Hautorgan.

Nach Rückkehr in den klinischen Alltag des Frankfurter Zentrums der Dermatologie im Jahre 1996 hat er es auf bravouröse Art verstanden, seine wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich der Redox-regulierten Signaltransduktion erfolgreich fortzusetzen und sich auch bereits nach kurzer Zeit in das komplexe Gebiet der T-Zell-Immunologie einzuarbeiten. Die darauf basierenden, z.T. durch Frankfurter Stiftungsmittel geförderten Projekte mündeten in hochrangigen Publikationen und mehreren Auszeichnungen durch wissenschaftliche Preise. Viel beachtete und wiederholt mit Preisen bedachte grundlagenexperimentelle Arbeiten entstanden aber auch auf weiteren Forschungsgebieten, wie z.B. der experimentellen Photodermatologie oder zu Wundheilungsvorgängen des subkutanen Fettgewebes bei Liposuktionen. Im Anschluss an einen Forschungsaufenthalt am Center for Blood Research in Harvard bildete die Habilitation zur Thematik des oxidativen Stresses und von Redoxsignalen im Jahre 2003 einen weiteren krönenden Meilenstein seiner Karriere.

Als einer seiner Lehrer und Mentoren war es aber auch stets aufs Neue ein Vergnügen, ihm einerseits die nötigen Freiheiten für seine wissenschaftlichen Gestaltungsräume zu belassen, ihn aber andererseits auch im Klinikalltag zu erleben, wo er mit unersättlichen Neugierde Begeisterung empfand an all den breit gefächerten Facetten unserer schönen Dermatologie. Stets mit großer Einsatzfreude entwickelte er sich in den Jahren der Weiterbildung und im Anschluss an die Facharztprüfung seit 1998 in seiner Verantwortung als junger Oberarzt zu einem klinischen Allrounder. So vertiefte er sich beispielsweise neben dem Studium der makromorphologischen Betrachtung unserer Effloreszenzen genauso interessiert und scheinbar mühelos in die faszinierende Welt des Mikroskopierens.

Ein besonderes Talent war aber früh im geschickten Umgang mit dem operativen Instrumentarium und den Techniken der Hautchirurgie erkennbar. So entwickelte sich neben der Photodermatologie, der Dermatohistologie und auch der Proktologie vor allem die Dermatochirurgie zu seinem besonderen Schwerpunkt und oberärztlichen Verantwortungsbereich.

Im April 2007 wurde er 42-jährig zum noch jungen Direktor der Hautklinik des Klinikums Darmstadt als Nachfolger von Manfred Hagedorn ernannt. Hier übernahm er die Leitung einer bereits seit dem Wirken seines Vor-Vorgängers Erich Landes gerade auch auf dem Gebiet der operativ und korrektiv-ästhetischen Dermatologie besonders ausgewiesenen Klinik. Unermüdlich hat er das diagnostische und methodentechnische Spektrum an modernste Verfahren adaptiert und auch die verschiedenen Subspezialitäten unseres Faches in Darmstadt breit aufgestellt vertreten. Hierzu zählte auch die Etablierung einer klinischen Studienzentrale, in deren Rahmen er zusammen mit seinem Team innovative Therapien erfolgreich weiterentwickelte. Besonders verdienstvoll war auch der Aufbau eines zertifizierten Hautkrebszentrums zur bestmöglichen interdisziplinären Versorgung onkologischer Fälle. Nicht zuletzt auch auf politischer Ebene bemühte er sich erfolgreich um Anerkennung des Krankheitsbildes Lipödem als eigene Entität wie auch in der direkten klinischen Versorgung um die Etablierung von Standards in der Therapie zahlreicher Betroffenen. Nicht umsonst rangierte er in den FOCUS-Ärztelisten regelmäßig unter Deutschlands Top-Medizinern.

Weniger als Verpflichtung, sondern vielmehr als Vergnügen und Berufung empfand er auch die stets weit überproportionale Erfüllung seines Lehrdeputates in der ihm besonders am Herzen gelegenen studentischen Ausbildung als Verantwortungsträger für unser Fach an einem großen akademischen Lehrkrankenhaus.

In wissenschaftlichen Fachgesellschaften engagierte sich Maurizio Podda bereits früh, so auch in unserer seinerzeitigen Vereinigung für operative Dermatologie (VOD). Er war Mitorganisator einer gemeinsamen internationalen Tagung mit dem Live-Symposium in Frankfurt, aber auch der ersten VOD-Strategietreffen im Vorfeld der im Jahre 2008 anstehenden Neugründung unserer heutigen DGDC als Zusammenschluss von VOD und ehemaliger Deutscher Gesellschaft für Dermatochirurgie und Ästhetik (DGDA). Bereits während der zweiten Amtszeit (2009-2010) war er einer unserer Präsidenten. International erwarb er sich darüber hinaus in der International Society of Dermatological Surgery (ISDS) großes Ansehen, wirkte er doch während der Jahre 2012 – 2017 als deren Schatzmeister, Sekretär, Vizepräsident und Präsident.

Auf internationalem Parkett spielte er aber auch über viele Jahre eine tragende Rolle in der Realisierung der von Gerhard Sattler ins Leben gerufenen „Darmstädter Live-Symposien“, die immer wieder Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt in Darmstadt und Frankfurt vereinten, um international führenden Kapazitäten bei ihrer Tätigkeit über die Schulter zu schauen. Darüber hinaus war er nicht nur Mitglied renommierter wissenschaftlicher Vereinigungen, sondern wirkte dort auch aktiv auf vielfältige Weise, so als Wissenschaftlicher Beirat der Deutschen Gesellschaft für Photobiologie, als Präsident der Deutsch-Italienischen Gesellschaft für Dermatologie, als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Dermatochirurgie und Ästhetik, als Vorstandsmitglied der Gesellschaft für ästhetische Chirurgie Deutschlands oder zuletzt auch als Vorstand der Deutschen Gesellschaft für ästhetische Botulinum- und Fillertherapie.

Über allem aber stand für ihn stets die Liebe zu seiner Familie. Er hinterlässt seine bis zuletzt mit bewundernswerter Fürsorge an seiner Seite stehende Frau Manon, eine Tochter und fünf Söhne. Ihnen gilt unser besonderes Mitgefühl in dieser schweren Zeit der Trauer.

Wir werden Maurizio Podda nicht nur als herausragenden Arzt und Wissenschaftler in Erinnerung behalten, sondern vor allem als einen Menschen voller Wärme, Humor und Lebensfreude.

Im Namen der DGDC

Prof. Dr. med. Roland Kaufmann
Gründungspräsident und ehemaliger Direktor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Frankfurt am Main

und

Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Volz
Präsident